Auszug aus einem Zwischenruf im Rocktimes (Sabine Feickert)

„(…) In solchen Momenten bin ich immer wieder heilfroh drum, dass wir uns die Unabhängigkeit von großen Veranstaltern und Plattenfirmen erhalten und dadurch die Möglichkeit haben, auch kleinere Bands und Projekte, die nicht in den Plattenläden landen, vorstellen zu können.

„Snowflakes“ zum Beispiel. Nicht die, die gerade wieder aus diesen grauen Wolken am Himmel rieseln, sondern den gleichnamigen, kostenlosen Download-Sampler.

Darauf versammelt sind 19 Titel aus den Bereichen Neo Folk, Mittelaltermusik, Dark Wave, Singer/Songwriter – im Prinzip alles, was sich irgendwie unter dem Sammelbegriff ‚dunkelromantisch‘ einordnen lässt – von Bands und Musikern, die (noch) nicht mit Major Labels arbeiten. Zusätzlich zur reinen Musik gibt es ein sehr schön gestaltetes, informatives Booklet, in dem die einzelnen Künstler porträtiert werden, selbstverständlich mit Internet-Adressen.

Geniale Geschichte also, um sich selbst auf Perlensuche zu begeben. Liebhaber von Instrumentalmusik sollten die Ohren bei Frozen Memory, Walden, Ohrenpeyn, dem jungen Saarländer Miro Klavier (gleich mit zwei Stücken vertreten) oder auch Ebenbild weit aufsperren.

Wer sich mehr fürs Wavige begeistern kann, dem sei Farblos oder auch Puppet Lane empfohlen. Als düster-melancholischer Singer/Songwriter zeigt sich Art Of Empathy. Nicht so düster, aber sehr langsam und melancholisch singt Nadine Maria Schmidt & Frühmorgens am Meer; Lamirah, eigentlich Sängerin der Gothic Rock-Band Volveryne, hat mit ihrem neoklassischen „Sofdu Unga Astin Min“ ein sehr gefühlvolles isländisches Wiegenlied von 1911 als Soloprojekt beigesteuert. Eher etwas in Richtung Alternative mit Gothic Rock-Einschlag ist Melanculia angesiedelt, die sich mit „Fabulous Land“ von einer langsam schleppenden Seite präsentieren, aber wohl auch ordentlich rocken können.
Auch auf ihre Kosten kommen Mittelalter-/Folkfans. Ob nun die deutschsprachigen Oilensanc mit ihrer „Nebelfee“ oder Quellenthals „Abendlied“ – vielleicht sind das zwei ganz heiße Tipps für enttäuschte Faun-Anhänger. Doch auch internationale Folksongs sind vertreten – noch dazu in Sprachen, die nicht so gängig sind: Shino hat mit Vodka-geschmirgelter Stimme einen russischen Song eingesungen, Morann ein türkisches Volkslied. Und wenn wir schon bei den Sprachen sind – ordentlich verblüfft hat mich da Ayuma mit ihrem „Liamo Soleo“, bei dem ich mich gewundert habe, dass ich von diesem (für mich) eindeutig italienischen Lied kein einziges Wort verstehe … bis ich aus dem Booklet erfuhr, dass der ganze Song in einer reinen Fantasiesprache gesungen ist.
Zu guter Letzt noch als ganz besonderer Tipp der Engländer Paul Roland, der mit „A Long Time Ago“ einen Psych-Folk-Titel beisteuert, der für ihn fast Programm sein könnte. Er ist schon seit über 30 Jahren in der englischen Musikszene aktiv und hat mich durch seine Klarheit und Eindringlichkeit beeindruckt.

Aber auch über die Schatzsucherei hinaus macht der Sampler Spaß und kann mit seinem sorgfältigen Aufbau auch als eigenständiges Werk bestehen. Initiiert und organisiert wurde „Snowflakes“ von Axel Meßinger, der unter anderem für das Undergroundzine Dark Feather schreibt.“

 

The Bat-Zine (Nekrologia)

„Und ich war der festen Überzeugung dass dieses kleine Genre in der schwarzen Szene längst erloschen sei … scheinbar lebt die melancholische Dunkelromantik doch noch weiter … und das auf diesem hier vorgestellten Sampler „Snowflakes“, der am 24.12.2012 als Download zur Verfügung gestellt wird. Was bei mir extreme Sympathie auslöst ist die Tatsache, dass es sich hier um ein völlig unkommerzielles Projekt handelt… abseits jeglichen Mainstreams, Industrials, Goth-Schlager und sämtlicher Club-Elektronik.
Von den hier 19 vorgestellten Songs, die in ihrer musikalischen Art nicht hätten verschiedener sein können aber doch so gut miteinander harmonieren … Musikalische Vergleiche sind hier schwer zu ziehen, da die Titel sich wie schon gesagt teilweise so sehr von einenader unterscheiden … musikalische Reisen von verträumten Klavierstücken bis hin zu zerschmetternden Gesängen,

mittelalterlichen Elementen (ohne den verflixten Dudelsack) und Instrumentals à la HELIUM VOLA und DEINE LAKAIEN sind hier nun keine Seltenheit. Ehrlichgesagt sagen mir viele Bandnamen der Compilation rein gar nichts, aber das macht den Braten ja bekanntlich nicht schlecht (…)

Es ist immer wieder erstaunlich … eine kleine Compilation versüßt mir den Winter (gerade mir, der Winterhasserin überhaupt!) … nicht alle Songs sind genau nach meinem Geschmack, aber ich denke die ein oder andere Perle findet dort jede Gruft-Seele. … Wer musikalisch auf der Schiene zwischen SOPOR AETERNUS und ANDREAS GROSS fährt hat sicherlich eine Menge Freude an diesem Download.

Auch die Dominanz der Instrumentalstücke macht die Compilation nicht langweilig oder eintönig wie es sonst der Fall ist … ein wirklich ein klasse Sampler zum Nebenherlaufenlassen oder Träumen (…)“


Der Hörspiegel (Markus Skroch)
(Nicht ganz so positiv gehalten, aber es sollen ja keine Stimmen ignoriert werden… 😉 )
 
„Snowflakes“ ist ein Download-Sampler, den man in der Winterzeit zwischen dem 24.12.2012 und 19.03.2012 kostenlos herunter laden kann. Darin enthalten sind 18 Künstler mit 19 Songs, die sich in über 80 Minuten Spielzeit vorstellen. Die Gestaltung ist passend zum winterlichen Thema angelegt. Die Songs sind überwiegend aus der „schwarzen“ Szene, sollen aber einen Gegenpol zu den einfallslosen und unkreativen Major Releases darstellen.

Der Sampler startet mit dem Projekt FROZEN MEMORY, bei man 6,5 Minuten lang einem einzigen Klavier-riff lauscht zu dem sich im Laufe der Zeit mehr Instrumente aufbauen. Alles klingt sehr stark nach Homestudio und die Komposition lässt für mich keinen Tiefgang entdecken. Auch die nächsten Songs von ANTICHRISIS, PUPPET LANE, OILENSANC und MIRO KLAVIER hinterlassen bei mir keinen bleibenden Eindruck. Erst die Songs von LAMIRAH und EBENBILD lassen aufhorchen, da auch ein gewisses spielerisches Können zum Tragen kommt.

Mit einer schön altmodischen und atmosphärischen DarkwaveöNummer kommt das Ein-Mann-Projekt FARBLOS daher. Danach folgt das Akustik Projekt WALDEN, dessen EP wir hier beim Hörspiegel vor ein paar Monaten schon besprochen haben. Das angenehme Lied „Ode an die Vergänglichkeit“ wurde für diesen Sampler ausgewählt. Hier entstehen vor dem geistigen Auge dann wirklich mal vorbeiziehende Winterlandschaften.

Es geht weiter mit einem alten Bekannten. PAUL ROLAND! Dieses Szene-Urgestein zeigt mit „A long time ago“ eine musikalische Interpretation der Grimm’schen Märchen. Ein schönes Lied.
Danach wird’s romantisch mit QUELLENTHAL. Oder soll ich lieber sagen Pseudo-romantisch? Das „Abendlied“ ist die Vertonung von Clemes Bretanos Gedicht. Der männliche Gesang und das Gitarrengeschrammel sind für mich fast unhörbar. Der weibliche Gesang ist jedoch schön.

Danach zeigen MORANN ein Schottisches Volkslied, das im Krimkrieg in die Türkei kam und dort adaptiert wurde und heute zu den bekanntesten Volkslieder der Türkei zählt. Bei OHRENPEYN schwante mir Schlimmes, als ich den Dudelsack auf dem Foto sah. Jedoch ist ihr Beitrag „Grendels Klage“ eine wirklich schöne Ballade, die leider nur etwas schlecht abgemischt ist und pumpt. Ihr macht doch keinen Hip-Hop, Jungs!

Den zweiten Beitrag von MIRO KLAVIER lasse ich lieber mal unkommentiert… Die Belgier von ART OF EMPATHY wurden auch schon im Hörspiegel rezensiert. Das Stück „Dying Cosily“ ist sehr angenehm und atmosphärisch und für mich eins der besten Stücke auf diesem Sampler.
MELANCULIA überraschen dann mit einem Sänger, der stark an Carl McCoy erinnert. Schön mal wieder so altmodischen Gothic-Rock zu hören.

Die ANTICHRISIS Sängerin folgt dann mit ihrem Projekt AYUMA, mit dem das in Phantasiesprache gesungene Lied „Liamo Soleo“ zum Sampler beiträgt. Gefällt mir persönlich jetzt nicht wirklich. Danach kommt ein russisch gesungenes Lied von SHINO, das auch nicht so richtig ins Sampler-Thema passt. Abgeschlossen wird der Sampler mit Singer/Songwriterin NADINE MARIA SCHMIDT. Das gefühlvolle Lied „Am Meer“ lässt den Sampler nochmal versöhnlich enden.

SNOWFLAKES ist eine durchwachsene Angelegenheit. Natürlich ist es schwer in 85 Minuten den Grat zwischen Homogenität und Abwechslung zu halten. Vielleicht wäre es mit weniger Liedern einfacher geworden. Aber da der Sampler nichts kostet können interessierte Leute ja mal reinhören. Einige Perlen gibt es hier nämlich schon zu entdecken.“